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23. November 2019

Grausame Unterdrückung im Iran: Neue Berichte über tote und verletzte Demonstranten

Videos und Augenzeugenberichte bestätigen, dass Regime-Truppen im Iran mit äußerst brutaler Gewalt gegen friedliche Demonstranten vorgehen. Berichte von Menschenrechtsgruppen sprechen inzwischen von über 250 Toten und fordern wirksame Maßnahmen der internationalen Gemeinschaft, um die blutige Niederschlagung der Bürgerproteste im Iran zu stoppen.

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Seit Beginn der landesweiten Bürgerproteste im Iran am 15. November gehen immer mehr Berichte von Augenzeugen und Familienangehörigen von Opfern ein, die belegen, dass Regime-Truppen mit äußerst brutaler Gewalt gegen friedliche Demonstranten vorgehen. Die gewaltsame Niederschlagung der Proteste erfolgt auf ausdrückliche Anweisung der Machthaber.

Menschenrechtsorganisationen appellieren an die internationale Gemeinschaft, darunter die Vereinten Nationen und die EU, sofortige und wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um die blutige Niederschlagung der Bürgerproteste im Iran zu stoppen.

Videos und Augenzeugenberichte bestätigen, dass Regime-Gardisten mit scharfer Munition auf friedliche Demonstranten geschossen haben. In mehreren Städten wurde von Hubschraubern aus in die Menschenmenge geschossen. Ärzte in Krankenhäusern berichten, dass viele der Verletzten Schusswunden haben.

Hier Beispiele von Videos, die Augenzeugen seit dem 15. November ins Netz gestellt haben:

In der südiranischen Stadt Shiraz versuchen Menschen, drei verletzte oder tote Demonstranten aus der Gefahrenzone herauszubringen.

In der südwestiranischen Stadt Ahwaz prügeln Regime-Gardisten auf Demonstranten ein.

In der südwestiranischen Stadt Bushehr schießen Regime-Gardisten auf Demonstranten.

Regime-Gardisten eröffnen das Feuer auf wehrlose Demonstranten.

Von Dächern von staatlichen Gebäuden aus schießen Scharfschützen auf Demonstranten.

Berichte von iranischen Menschenrechtsgruppen sprechen inzwischen von über 250 Toten, darunter mindestens 10 Frauen und mehrere Kinder. Die Anzahl der Verletzten wird auf über 3700 geschätzt. Viele von ihnen befinden sich in Lebensgefahr. Im ganzen Land dauern Massenverhaftungen an, bisher sollen mindestens 7000 Menschen festgenommen worden sein. Die Verhafteten werden in Foltergefängnisse gebracht und dort ohne Kontakt zur Außenwelt festgehalten und misshandelt.

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Auch Kinder sind unter den Opfern der Regime-Gewalt gegen Demonstranten.

Videos zeigen deutlich, dass bewaffnete Gardisten auf den Straßen Hetzjagden auf Demonstranten durchgeführt und viele wehrlose Menschen auf brutalste Weise zusammengeschlagen haben. Augenzeugen berichten, dass fliehende Demonstranten von Gardisten, die auf Hochhäusern in Stellung gegangen waren, in den Rücken geschossen wurden. Andere Demonstranten wurde durch Kopfschüsse regelrecht hingerichtet.

Mehrere Augenzeugen berichten, dass Gardisten Leichen und Verletzte von Straßen und aus Krankenhäusern weggeschafft haben. Sie weigerte sich in vielen Fällen, die Leichen der Opfer an ihre Familien zu übergeben, oder sie zwangen die Familien, ihre Angehörigen in aller Eile und ohne eine unabhängig durchgeführte Autopsie zur Ermittlung der Todesursache zu begraben. Dies widerspricht dem Völkerrecht und internationalen Standards für die Untersuchung unrechtmäßiger Tötungen.

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Bilder von Demonstranten, die seit dem 15. November im Iran von Regime-Truppen getötet wurden.

Iranische Menschenrechtler haben eine erste Liste mit den Namen von 85 Todesopfern veröffentlicht, geordnet nach den Orten, wo sie bei Protesten getötet wurden:

1.    Tehran – Ms. Mina Sheikhi
2.    Tehran – Ms. Golnaz Samsami
3.    Tehran – Islamshahr – Iman Rassouli
4.    Tehran – Islamshahr – Mohsen Jafarpanah
5.    Tehran – Islamshahr – Arash Kohzadi
6.    Tehran – Islamshahr – Mohammad Mehdi Haghgouy
7.    Tehran – Shahriar – Reza Hassanvand
8.    Tehran – Shahriar – Ebrahim Mohammad-pour
9.    Tehran – Shahriar – Ms. Azadeh Zarbi
10.    Tehran – Shahriar – Mehdi Paapi
11.    Tehran – Shahriar – Hossein Ghadami
12.    Tehran – Shahriar – Mehdi Da’emi
13.    Tehran – Shahriar – Ehsan Shiri
14.    Tehran – Shahriar – Milad Najhvand
15.    Tehran – Shahriar – ….. Momeni
16.    Tehran – Baharestan – Ms. Fatimeh Habbibi
17.    Tehran – Baherestan – Gol Agha Nouri
18.    Tehran – Ali Behboudi
19.    Ahvaz – Mohammad Reza Ossafi Zargani
20.    Ahvaz – Hamzeh Savari
21.    Ahvaz – Meisam Mojadam
22.    Behbahan – Mohammad Hossein Ghanavati
23.    Behbahan – Mehrdad Dashtizadeh
24.    Behbahan – Mahmoud Dashtizadeh
25.    Behbahan – Ehsan Abdollah Nejad
26.    Behbahan – Ahmad Hasham Dar
27.    Behbahan – Shabnam Diani
28.    Behbahan – …. Taddayon
29.    Behbahan – Farzad Ansari (Farzad Tazmipour)
30.    Khorramshahr – Meisam Mani’at
31.    Khorramshahr – Khaled Min’at
32.    Khorramshahr – Milad Hamdavi
33.    Khorramshahr – Meisam Abdolvahab Adgipour
34.    Khorramshahr – Ali Ghazlavi
35.    Khorramshahr – Ebrahim Matouri
36.    Khuzestan Province – Hadi Ghorbani
37.    Shushtar – Ahmad Moussavi Jo’aveleh
38.    Abadan – Ali Baghlani
39.    Mahshahr – Ms. Etghi
40.    Mahshahr – …. Hatavi
41.    Mahshahr – Ghassem Bavi
42.    Mahshahr – Mohammad Khaleghi
43.    Mahshahr – Adnan Helali
44.    Mahshahr – Mojtaba Ebadi
45.    Mahshahr – Mansour Daris
46.    Mahshahr – Abbas (Reza) Assakereh
47.    Mahshahr – Ahmad Khajeh Albughli
48.    Mahshahr – Ali Khajeh Albughli
49.    Mahshahr – Mohammad Khaledi
50.    Shiraz – Kelar – Rassoul Ghavimi
51.    Shiraz – Abdollah Ghavimi
52.    Shiraz – Mehdi Nekoui Ali Abadi
53.    Shiraz – Reza Jafari
54.    Shiraz – Majid Hashemi
55.    Shiraz – …. Parsai
56.    Shiraz – …. Parsai
57.    Sannandaj – Mozzafar Seifi
58.    Sanandaj – Ali Boghlani
59.    Bukan – Shelir Dadvand
60.    Bukan – Heyva Naderi
61.    Sirjan – Ruhollah Nazari Fat’habadi
62.    Marivan – Mehran Taak
63.    Marivan – Behrouz Maleki
64.    Marivan – Shahoo Validi
65.    Marivan – Usman Naderi
66.    Marivan – Danial Ostovari
67.    Marivan – Edris Bivareh
68.    Marivan – Usman Ahmadi
69.    Marivan – Ms. Aryan Rajabi
70.    Javanroud – Hamzeh Naghdi
71.    Javanroud – Yunes Houshangi
72.    Javanroud – Kaveh Rezai
73.    Javanroud – Jabbar Tejareh
74.    Javanroud – Kaveh Mohammadi
75.    Javanroud – Ebrahmi Moradi
76.    Javanroud – … Aziz (municipality staff)
77.    Javanroud – Ebrahim Moradi
78.    Javanroud – Mobin Abdollahi
79.    Javanroud – Omran Validi
80.    Kermanshah – Mozzafar Zoheiri
81.    Kermanshah – Nader Biramond
82.    Kermanshah – Mohammad Mirzai
83.    Kermanshah – Mozzafar Vatan-Parast
84.    Karaj – Shahram Moini
85.    Tabriz – Ali Hosseini

Hintergrund:

Am 15. November begannen im Iran landesweite Massenproteste gegen das Regime. Bisher sind in mehr als 150 iranischen Städten hunderttausende Bürgerinnen und Bürger auf die Straße gegangen. Eine Erhöhung des Benzinpreises war nur der Auslöser, denn die Wut der Demonstranten richtet sich gegen die gesamte herrschende Diktatur.

„Nieder mit der Diktatur“ lauten die meistgehörten Sprechchöre. Der Zorn der Bürgerinnen und Bürger richtet sich gegen die Unterdrückung. Mit großem Mut fordern sie Freiheit, Demokratie und Menschenrechte. Die Proteste entwickeln sich zu einem landesweiten Volksaufstand gegen das gesamte politische System. Trotz der blutigen Unterdrückung wird aus verschiedenen Städten über anhaltende Demonstrationen berichtet.

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Die Proteste begannen mit friedlichen Kundgebungen von Bürgerinnen und Bürgern vor Regierungsgebäuden und friedlichen Demonstrationsmärschen in den Innenstädten. Als Regime-Truppen begannen, brutal gegen die Demonstranten vorzugehen, schlugen einige Proteste in Gewalt um. Vielerorts wurde Gewalt auch von regimetreuen Schlägerbanden provoziert, die mit Motorrädern in die Menschenmengen hineinfuhren und mit Knüppeln auf die Demonstranten einschlugen.

Die Machthaber im Iran hetzen in ihren Propaganda-Medien gegen die Protestierenden und verleumden sie willkürlich und pauschal als „vom Ausland gesteuerte Unruhestifter und Kriminelle“. In der staatlichen Zeitung Keyhan, die das Sprachrohr des Regime-Führers Khamenei ist, hat die Justiz am 19. November damit gedroht, dass die festgenommenen Demonstranten mit der Todesstrafe und ihrer Hinrichtung rechnen müssen.

Bundesregierung verurteilt Gewalt gegen Demonstranten im Iran

Reporter ohne Grenzen (ROG) verurteilt die Internet-Sperrung im Iran als Verletzung der Informationsfreiheit



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