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27. September 2022

Gewalt gegen Bürgerproteste im Iran: Viele Frauen unter den Todesopfern

Protestierende Frauen werden von den Regime-Truppen mit extremer Gewalttätigkeit angegriffen und niedergeprügelt. Es wird mit eindeutiger Tötungsabsicht auf sie geschossen.

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Das Teheraner Regime setzt weiter massiv Unterdrückungstruppen ein, um die friedlichen Bürgerproteste mit brutalster Gewalt niederzuschlagen. Milizen des Regimes schießen mit Schrotkugeln und anderer scharfer Munition aus nächster Nähe auf Protestierende, in der eindeutigen Absicht, sie zu töten. Die Zahl der getöteten und verletzten Protestierenden steigt täglich. Tausende Menschen wurden bei Massenverhaftungen in Foltergefängnisse verschleppt, wo sie in Gefahr sind, zu Tode geprügelt zu werden.

Nach zuverlässigen Angaben von Menschenrechtsgruppen sind unter den Todesopfern viele Frauen, die bei den Protesten in vorderster Reihe standen und von den Regime-Truppen gezielt erschossen wurden. Hier Beispiele:

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Minoo Majidi (62), erschossen in Kermanshah (Westiran) am 20.09.2022

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Ghazaleh Chalavi (33), erschossen in Amol (Nordiran) am 20.09.2022

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Mahsa Mogoui (18), erschossen in Isfahan (Zentraliran) am 20.09.2022

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Hannaneh Kia (23), erschossen in Nowshahr (Nordiran) am 21.09.2022

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Hadiss Najafi (22), erschossen in Karaj unweit von Teheran am 21.09.2022

Videoaufnahmen aus verschiedenen iranischen Städten belegen, dass protestierende Frauen von den Regime-Truppen mit extremer Gewalttätigkeit angegriffen und niedergeprügelt werden. Hier Beispiele:

24.09.2022 Shiraz (Süd-Iran)

22.09.2022 Tabriz (Nordwest-Iran)

Ein Bericht des ARD-Studios Istanbul vom 26.09.2022 befasst sich mit der Gewalt gegen Protestierende im Iran. Darin heißt es u.a.:

Proteste im Iran: "Lieber sterben als festgenommen werden"
Brutales Vorgehen der Polizei

(…) Dagegen stehen brutale Szenen, in denen Sicherheitskräfte eine Frau gegen den Bordstein schleudern oder mit dem Gewehrkolben auf eine andere einschlagen. Ob all die Videos echt sind, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Aber vieles deckt sich mit Schilderungen wie dieser Sprachnachricht einer jungen Iranerin an das ARD-Studio Istanbul.

„Es ist so gefährlich. Ich habe Angst, verhaftet zu werden, Angst getötet zu werden. Sicherheitskräfte haben uns geschlagen, uns verfolgt, sie haben Tränengas und Pfefferspray gesprüht. Ich habe gesehen, wie sie jemandem mit Schlagstöcken den Schädel eingeschlagen haben.“

Hunderte Festnahmen

Die junge Frau hat viel riskiert allein schon für diese paar Worte, denn das reicht oft schon aus, damit Sicherheitskräfte einen abholen. Ein Video im Netz zeigt beispielsweise, wie schwer bewaffnete Männer gewaltsam in ein Haus eindringen. In einem anderen nehmen sie in einem Wohnviertel einen jungen Mann mit. Eine Frau, vermutlich die Mutter, fleht vergeblich. Das Ganze wird gefilmt aus einem Nachbarhaus - auch das ist schon gefährlich. Ende letzter Woche berichten Menschenrechtsgruppen von mehr als 700 Festnahmen. Inzwischen dürften es wohl 1000 sein, darunter auch Journalistinnen und Journalisten.

"Du kannst dir nicht vorstellen, was sie dir antun können, wenn sie dich festnehmen. Schau dir an, wie sie diese Frau verschleppen. Ich mache mir Sorgen. Ich glaube, ich würde lieber erschossen werden, als dass sie mich festnehmen. Sie machen einem so viel Angst." Das erzählt die junge Iranerin Shabnam, als sie eines der vielen Videos auf ihrem Handy anschaut.

Geheimdienst droht, die Kinder zu verschleppen

Die junge Frau lebt seit knapp drei Jahren mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern in Istanbul. Die beiden waren bekannte Fitnesscoaches im Iran mit anderthalb Millionen Follower auf Instagram. Sie haben Sportvideos und Familienfotos gepostet. Shabnam trug dabei kein Kopftuch, küsste ihren Mann - zu viel für die Islamische Republik. Der Geheimdienst drohte ihr.

"Der Mann sagte: 'Wenn ich sage, lösche deine Seite, dann machst du es.' Ich sagte: 'Nein, warum sollte ich?' Und er sagte: 'Wenn ich deine Kinder an einen Ort bringe, den du niemals finden kannst, sagst du dann immer noch Nein zu mir?'"

Männer unterstützen den Protest

Das klingt wie aus einem schlechten Film, im Iran ist es Realität. Shabnam und ihr Mann packten die Kinder und flohen in die Türkei. Danach erfuhren Sie, dass ein Gericht sie beide zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt hat und Shabnam zusätzlich zu 74 Peitschenhieben. "Ich kann das einfach nicht glauben, das ist so lächerlich. Wir sind in diesem Land aufgewachsen, mit diesen dummen Gesetzen und dennoch glauben wir an nichts davon", sagt sie.

Ihr Kopf ist komplett im Iran, erzählt sie. Wenn irgend möglich, verfolgt sie die Nachrichten und Videos auf dem Handy. Sie ist durcheinander, hat große Angst. Aber sie meint auch: "Ich fühle mich glücklich, mutig, stolz und inspiriert vom Mut dieser jungen Frauen auf der Straße. Und jetzt stehen Männer an unserer Seite. Sie unterstützen uns im Kampf gegen diese schwachsinnigen Gesetze. Das ist etwas komplett Neues."

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