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Im Kachui-Frauengefängnis in der unweit von Teheran gelegenen Stadt Karaj befinden sich 15 inhaftierte Demonstrantinnen in einem Hungerstreik. Sie wehren sich damit gegen die Folter und sexuelle Gewalt, denen sie in Gefängnis ausgesetzt sind, und fordern ihre Freilassung. Die Frauen wurden in den vergangenen Monaten allein wegen ihrer Mitwirkung an der landesweiten Protestbewegung gegen das Regime verhaftet und sind seither in willkürlicher Gefangenschaft.
Bei den hungerstreikenden Frauen handelt es sich um:
Armita Abbasi, Elham Modarresi, Jasmine Haj Mirza Mohammadi, Hamideh Zeraii, Maedeh Sohrabi, Fatemeh Harbi, Somayyeh Massoumi, Niloufar Shakeri, Fatemeh Nazarinejad, Fatemeh Jamalpour, Niloufar Kardouni, Marzieh Qassemi, Ensieh Moussavi, Fatemeh Mosleh Heydarzadeh und Shahrzad Derakhshan.
Wie die anderen Gefängnisse im Iran ist auch das Kachui-Frauengefängnis berüchtigt für menschenunwürdige Haftbedingungen. Den Gefangenen wird die notwendige medizinische Versorgung verweigert. Besuche von Familienangehörigen werden immer wieder verboten. Die Regime-Justiz verweigert den Gefangenen den Zugang zu einem Rechtsbeistand und fällt willkürliche Unrechtsurteile. So wurde Fatemeh Harbi kürzlich im Schnellverfahren zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Inhaftierte Demonstrantinnen werden brutal gefoltert, um sie zu zwingen, sich mit falschen Geständnissen selbst zu belasten und „Reue“ zu zeigen. Zunehmend gibt es Berichte über sexuelle Gewalt gegen inhaftierte Frauen.
Die 21-jährige Armita Abbasi, die am 2. Januar in den Hungerstreik getreten ist, ist seit über drei Monaten in Haft. Sie wurde Ende September 2022 während einer Protestdemonstration in der Stadt Karaj festgenommen. Berichten zufolge wurde sie in der Haft mehrfach vergewaltigt. Dabei wurde sie so schwer verletzt, dass sie wegen innerer Blutungen in einem Krankenhaus behandelt werden musste. Die Ärzte stellten fest, dass Armita Abbasis Verletzungen von brutalen Vergewaltigungen herrührten und machten den Fall öffentlich.
Immer mehr Protestierende, die in Haft waren, berichten von sexueller Gewalt, die von Regime-Gardisten als Druckmittel genutzt werde, um die Opfer zu öffentlichen „Geständnissen“ zu zwingen.
Viele Frauen haben die brutale Folter in den iranischen Gefängnissen nicht überlebt. Unter den Todesopfern ist die junge Demonstrantin Sepideh Ghalandari aus der nordwestiranischen Stadt Mahabad. Sie wurde im November 2022 in Teheran verhaftet und starb Ende Dezember an den Folgen der Misshandlungen in Gefangenschaft. Ihr Leichnam wurde der Familie am 1. Januar übergeben. Der Familie wurde unter Androhung von Repressalien verboten, den Fall öffentlich zu machen.
Seit Mitte September 2022 ist die Welt Zeuge, wie im Iran protestierende Frauen von Regimetruppen erschlagen, erschossen oder in den Gefängnissen zu Tode gefoltert werden. Inhaftierte Demonstrantinnen und Frauenrechtlerinnen erleiden brutalste Gewalt und sind in akuter Lebensgefahr. Der internationale Einsatz für ihre Freilassung muss dringend verstärkt werden.
Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RSF), die sich weltweit für Informationsfreiheit einsetzt, fordert die unverzügliche Freilassung der im Iran inhaftierten Medienschaffenden. "Die vielen Verhaftungen, die schwerwiegenden Anklagen, die Brutalität - Teheran scheint weiter fest entschlossen, alle unabhängigen Informationsflüsse auszutrocknen", sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. "Aber viele Journalistinnen und Reporter sind nicht minder hartnäckig: Trotz der überall spürbaren Bedrohungen machen sie weiter mutig ihre Arbeit. Es ist wichtig, dass die Welt von der Brutalität des iranischen Regimes erfährt."
Wegen der anhaltenden schweren Menschenrechtsverletzungen hat die Europäische Union Sanktionen gegen weitere 18 Funktionäre und 19 Organisationen des iranischen Regimes verhängt. Die EU und ihre Mitgliedstaaten fordern das Regime im Iran nachdrücklich auf, das gewaltsame Vorgehen gegen friedliche Proteste einzustellen, keine willkürlichen Verhaftungen mehr vorzunehmen und alle illegal inhaftierten Personen freizulassen. Weiterhin fordert die EU den sofortigen Stopp der Hinrichtungen von Demonstranten und die Aufhebung der verhängten Todesurteile.
Im Weltverfolgungsindex 2023, den das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors im Januar veröffentlicht hat, nimmt der Iran den Platz 8 ein. Damit gehört das Regime im Iran zu den schlimmsten Christenverfolgern der Welt. Die Verfolgung der Christen hat sich im Vergleich zum Vorjahr sogar noch verschlimmert. Weltweite Aufmerksamkeit und massiver öffentlicher Druck sind dringend notwendig, um die Unterdrückung der christlichen Minderheit im Iran zu stoppen.