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15. Januar 2021

Weltverfolgungsindex 2021: Christenverfolgung im Iran verschlimmert sich

Das christliche Hilfswerk Open Doors berichtet, dass der Druck auf Christen im Iran extrem hoch ist. Das Teheraner Regime gehört weiter zu den schlimmsten Christenverfolgern der Welt.

Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors hat am 13. Januar den Weltverfolgungsindex 2021 veröffentlicht. Der Weltverfolgungsindex ist eine Rangliste der 50 Länder, in denen Christen der stärksten Verfolgung und Diskriminierung wegen ihres Glaubens ausgesetzt sind. Er wird von einem ausführlichen Bericht darüber begleitet, wie sich Verfolgung und Diskriminierung konkret äußern und auswirken. Open Doors gibt den Weltverfolgungsindex jährlich neu heraus.

Der Iran wird in dem Index 2021 an 8. Stelle notiert. Das Teheraner Regime gehört damit weiter zu den schlimmsten Christenverfolgern der Welt. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Unterdrückung der Christen sich dort noch verschlimmert.

Verfolgungsindex-2021

Im Bericht von Open Doors zur Verfolgung der Christen im Iran heißt es u.a.:

Ehemalige Muslime, die den christlichen Glauben angenommen haben, tragen die Hauptlast der Verstöße gegen die Religionsfreiheit, die durch die Regierung und in einem geringeren Ausmaß durch ihre Familien und die Gesellschaft begangen werden. In diesen Christen muslimischer Herkunft sieht die Regierung einen Versuch westlicher Länder, den Islam und die islamische Regierung Irans zu untergraben. Leiter von Gruppen solcher christlichen Konvertiten werden verhaftet, vor Gericht gestellt und wegen „Verbrechen gegen die nationale Sicherheit“ zu langen Haftstrafen verurteilt. Die traditionellen armenischen und assyrischen Kirchen sind zwar durch den Staat anerkannt und geschützt, ihre Mitglieder werden aber als Bürger zweiter Klasse behandelt. Ihnen ist der Kontakt mit (farsisprachigen) Christen muslimischer Herkunft verboten, ihre Gottesdienste dürfen diese Konvertiten nicht besuchen. (…)

Der Durchschnittswert für den Druck auf Christen hat weiterhin das gleiche extrem hohe Ausmaß wie im Weltverfolgungsindex 2020 (15,0 Punkte). Die iranische Regierung übt in großem Umfang Druck auf Christen aus.

Auch wenn der Druck in allen Lebensbereichen ein extremes Ausmaß hat — die höchste Stufe erreicht er im kirchlichen Leben und im Leben im Staat. Darin spiegelt sich, dass der Druck hauptsächlich von der Regierung ausgeht. Das gesamte kirchliche Leben ist stark eingeschränkt. Das betrifft auch das kirchliche Leben der offiziell anerkannten armenischen und assyrischen Christen, die das Evangelium nicht weitersagen und in ihren Gottesdiensten kein Farsi sprechen dürfen. (…)

Alle der oben genannten Gruppen von iranischen Christen werden überwacht. Der iranische Geheimdienst nutzt hochentwickelte Überwachungstechnologien. Wenn eine Person verdächtigt wird, eine Hauskirche zu leiten oder an evangelistischen Aktivitäten teilzunehmen, wird diese Person beschattet und häufig auf vielfältige Art und Weise belästigt. Diese Überwachung reicht weit über die Grenzen Irans hinaus. Es gibt zuverlässige Berichte über iranische Spitzel in westlichen Ländern, die dem iranischen Geheimdienst Informationen über christliche Aktivitäten zukommen lassen.

Christen, besonders wenn sie verdächtigt werden, das Evangelium weiterzugeben, werden häufig zu Verhören vorgeladen – einige wurden unzählige Male verhört. Das Ziel dieser Verhöre ist es, Christen einzuschüchtern, ohne sie vor Gericht zu stellen oder inhaftieren zu müssen. Je nach Schwere der Anschuldigungen und den vorhandenen „Beweisen“ kann es jedoch auch dazu kommen, dass Christen nach diesen Verhören eingesperrt und strafrechtlich angeklagt werden. (…)

Auftreten von Gewalt

Für den Berichtszeitraum zum Weltverfolgungsindex 2021 gilt Folgendes:

Getötete Christen: Die physische Eliminierung von Christen will und kann sich die pragmatische Regierung Irans politisch nicht leisten. Deshalb setzt sie auf langsame, schleichende und leise Beseitigung von Christen.

Verhaftungen von Christen: Die Zahl der verhafteten Christen im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2021 ist im Gegensatz zum Vorjahr gesunken. Es gab keine breitangelegte Verhaftungswelle, auch wenn es im Juni 2020 eine Razzia gab. Der Rückgang der Zahl der Verhaftungen ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass die iranischen Sicherheitsdienste Ende 2019 alle Hände voll zu tun hatten, die Proteste im Land zum Schweigen zu bringen. Darauf folgte die Coronakrise, welche die Regierung auf andere Weise beschäftigte. Allerdings wurden im Berichtszeitraum des Weltverfolgungsindex 2021 mehr Christen zu Gefängnisstrafen verurteilt als im Vorjahr.

Angriffe auf Christen: Viele Christen werden bei Verhören geschlagen, (sexuell) belästigt oder massiv unter Druck gesetzt – beispielsweise durch Einzelhaft, Schlafentzug, Verhöre über lange Zeiträume hinweg, Androhung von Gewalt gegen Familienmitglieder (unter anderem Vergewaltigung) oder Morddrohungen gegen sie selbst oder gegen ihre Familie.

Angriffe auf Kirchen: Hauskirchen wurden vom Geheimdienst durchsucht und christliche Grabstätten wurden aus Glaubensgründen vorsätzlich beschädigt.

Angriffe auf Häuser und Geschäfte von Christen: Zahlreiche inhaftierte Christen müssen Hypotheken aufnehmen, um die hohen Kautionszahlungen für ihre Entlassung aufbringen zu können. Weil sie befürchten, dass ein Gerichtsurteil zu einer langen Gefängnisstrafe führt, fliehen viele iranische Christen nach ihrer vorläufigen Entlassung aus dem Land, wobei sie ihre Kaution – und somit häufig auch ihren Grundbesitz – verlieren. Bei Hausdurchsuchungen wurden Häuser von Christen beschädigt.

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