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Menschenrechtsverein für Migranten e.V.
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15. Juli 2023

Iran: Familien, die Gerechtigkeit für die Opfer der Regime-Gewalt fordern, sind zunehmend Repressalien ausgesetzt

Im Iran setzen sich Familien von Todesopfern dafür ein, dass die für die blutige Unterdrückung verantwortlichen Regime-Funktionäre strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden. Das Teheraner Regime verfolgt die Familien wegen angeblicher "Gefährdung der Staatssicherheit".

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Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Bürgerproteste gegen die Diktatur im Iran wurden im Herbst 2022 nach Angaben von Menschenrechtlern mindestens 750 Menschen von Regimetruppen getötet. Unter den Todesopfern waren besonders viele Kinder und Jugendliche. Familienangehörige erinnern immer wieder mit Mahnwachen an die Getöteten und fordern Gerechtigkeit für die Opfer.

Das Regime reagiert zunehmend mit Repressalien gegen die Familienangehörigen. Hier Beispiele:

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Am 9. Juli wurde Zahra Saeedianju (Bild) an ihrem Arbeitsplatz in Teheran festgenommen und im Evin-Gefängnis inhaftiert. Ihr Bruder Milad wurde am 14. November 2022 in der südwestiranischen Stadt Izeh während einer friedlichen Protestdemonstration von Regime-Milizen erschossen. Zahra Saeedianju wurde verhaftet, weil sie sich in der Kampagne für Gerechtigkeit engagiert und an Zusammenkünften mit anderen Familienangehörigen von Regime-Opfern teilnimmt.

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Die Eltern und weitere Angehörige versammeln sich immer wieder am Grab von Abolfazl Adinezadeh, der von Regimetruppen erschossen wurde.

Im Juni wurde die Familie Adinehzadeh in der nordostiranischen Provinz Khorassan zur Zielscheibe der Repression. Die Familie fordert Gerechtigkeit für den 17-jährigen Abolfazl Adinezadeh, der am 08.10.2022 während eines Protestmarsches in der Provinzhauptstadt Mashhad aus nächster Nähe mit einer Schrotflinte erschossen wurde. Laut dem Obduktionsbericht starb der Schüler an schweren Leber- und Nierenverletzungen, die ihm durch den Beschuss mit Schrotmunition zugefügt worden waren. Abolfazl Adinezadeh wurde aus weniger als einem Meter Entfernung von den Kugeln getroffen. 24 Projektile fand sein Arzt im Körper des Schülers.

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Abolfazls Schwester Marzieh trauert um ihren Bruder.

Die Eltern, die Schwester und weitere Angehörige von Abolfazl Adinezadeh wurden Mitte Juni unter Gewaltanwendung verhaftet. Die Familie hatte geplant, anlässlich des Geburtstages von Abolfazl eine Gedenkfeier an seinem Grab zu veranstalten.

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Die grausame Unterdrückung hat die Familie Pirfalak (Bild) aus der Stadt Izeh im Südwesten Irans besonders hart getroffen. Am 16. November 2022 war die Familie im Auto auf dem Heimweg, als Regimetruppen wahllos auf friedliche Demonstranten, Passanten und Fahrzeuge schossen. Der 10-jährige Sohn Kian wurde von Kugeln getroffen und starb kurze Zeit später. Sein Vater wurde lebensgefährlich verletzt und musste mehrfach operiert werden. Erst nach Monaten konnte er das Krankenhaus verlassen, ist aber immer noch auf den Rollstuhl angewiesen.

Die Familie ist fortwährenden Drohungen und Repressalien ausgesetzt, weil sie Gerechtigkeit für ihren Sohn und andere getötete Kinder fordert. Im Juni haben Familienangehörige eine Gedenkfeier am Grab des getöteten Jungen veranstaltet, woraufhin mehrere Personen verhaftet wurden. Auch der Onkel Sajad Pirfalak wurde festgenommen und in einem Gefängnis des Regime-Geheimdienstes inhaftiert. Die Mutter von Kian Pirfalak wurde vorgeladen und unter Hausarrest gestellt.

Auch im Amnesty International Report 2022/23 wird über die Repressalien gegen Familienangehörige von Regime-Opfern im Iran berichtet. Darin heißt es u.a.:

„Die im Jahr 2022 und in den Vorjahren verübten schweren Menschenrechtsverletzungen, darunter außergerichtliche Hinrichtungen und andere rechtswidrige Tötungen, Folter und Verschwindenlassen, waren weder Gegenstand von Ermittlungen, noch wurden Staatsbedienstete dafür zur Rechenschaft gezogen.

Die Behörden vertuschten die tatsächliche Zahl der Personen, die bei den Protesten von Sicherheitskräften getötet wurden, indem sie "Randalierer" für die Todesfälle verantwortlich machten oder behaupteten, die Opfer, darunter auch Minderjährige, hätten Selbstmord verübt oder seien bei Unfällen gestorben. Wenn Angehörige der Getöteten Beschwerde einlegten, wiesen die Behörden sie ab und drohten ihnen, sie oder ihre Kinder zu töten oder zu verletzen, sollten sie darüber sprechen.

Der Tod von Jina Mahsa Amini in Gewahrsam wurde nicht unabhängig untersucht. Die Behörden leugneten ihre Verantwortung, hielten wichtige Beweise zurück und bedrohten die Familie der Getöteten sowie andere Personen, die die offizielle Darstellung infrage stellten und Wahrheit und Gerechtigkeit forderten.

Familienangehörige, die sich um Wahrheit und Gerechtigkeit bemühten, sowie Zeug*innen der Proteste vom November 2019, die bei den Anhörungen des Internationalen Volkstribunals zu den Gräueltaten im Iran (Aban-Tribunal) in London ausgesagt hatten, wurden willkürlich inhaftiert und auf andere Weise schikaniert.“

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